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Rose
Ausländer
Eine
szenische Collage mit Lyrik- und Prosatexten von Rose Ausländer,
verwoben mit jüdischer Musik, von und mit Isabel
Katharina Sandig (Stimme) und Aaron Eckstaedt (Akkordeon
und Gesang).
"Wo
bin ich?" Leise betritt Isabel Katharina Sandig den
Raum. "Wo bist du?". Sie trägt einen alten
Mantel, darunter ein schlichtes braunes Kleid, in der Hand
einen abgenutzten Koffer. Als Rose Ausländer rezitiert
sie deren Texte, bewegt Worte durch den Raum, lacht und
tanzt, schreit und läuft, flüstert und hält inne. Sie
interagiert und spielt mit Aaron Eckstaedt, der den Weg
der Ausländer mit seinem Akkordeon begleitet und mit
seiner Schirmmütze und der Nickelbrille an einen Straßenmusiker
im Warschau der 1930er-Jahre erinnert. Mal spielt und
singt er eine alte jiddische Weise, mal gemahnen seine
Instrumentalstücke an Ausländers Heimat Bukowina,
brechen aus in einen wilden Tanz. Zwischen den einzelnen
Zeilen stehen musikalische Improvisationen, Versöhnliches
und schrille Disharmonien.
Isabel
Katharina Sandig hat nicht nur bekannte Texte der jüdischen
Dichterin aus den Jahren 1927 bis 1953 gewählt, sondern
auch bisher kaum Wahrgenommenes. Mit Gedichten wie
"Unvollendet", "Die Zeit" und
"Noch bist du da" wandelt sie auf den Pfaden der
Ausländer. In dieser Innenschau zeigt sie eine neue Seite
der Dichterin, die wie Paul Celan Anfang des Jahrhunderts
in Czernowitz geboren wird, den Nationalsozialismus mit
ihrer Mutter in Kellerlöchern überlebt und 1988
vereinsamt in einem Düsseldorfer Altersheim stirbt. Und
doch: "Wirf deine Angst in die Luft!" ruft
Isabel Katharina Sandig ihrem Musiker und Begleiter, dem
Publikum und sich selbst zu. Schreiben war für Rose Ausländer
Leben, Überleben.
Isabel
Katharina Sandig bildete sich an der Berliner Schule für
Bühnenkunst in den Fächern Schauspiel, Gesang und Tanz
aus. Es folgten Engagements an verschiedenen Bühnen und
freie Projekte. Ab 1997 erste Regiearbeiten. Isabel K.
Sandig lebt in Essen und leitet seit 2000 gemeinsam mit
Ralf Gottesleben den Kulturraum
Sago,
in welchem Sie auch regelmäßig inszeniert. Aaron Eckstaedt studierte im
Ruhrgebiet und an der Hebräischen Universität Jerusalem.
Er ist Preisträger zahlreicher Wettbewerbe und war u.a.
Mitglied im Ensemble von Giora Feidman. Er konzertiert mit
verschiedenen Programmen ist Autor von Schriften zu Musikpädagogik
und jüdischer Musik. Aaron Eckstaedt lebt in Berlin und Hamburg.
Dauer
der Vorstellung: 60 Minuten ohne Pause, eine
Lichtanlage kann gestellt werden; die Aufführung erfolgt
in der Regel unverstärkt. Durch den interaktiven
Charakter der Performance sind alle Räumlichkeiten
geeignet.
©
aaron eckstaedt 2012
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